Zündung einstellen

[Lonzoglunz]

Hallo Quickly-Gemeinde,

ich bin neu im Forum und baue gerade die Quickly einer Bekannten neu auf. Zum Thema "Zündung einstellen" habe ich mir so meine Gedanken gemacht:
Der Kontaktabstand des Unterbrechers soll laut NSU-Reparaturanweisung von 1955 0,2 bis 0,3 mm sein. Erscheint mir etwas wenig; ich bin 0,35 bis 0,4 mm gewohnt, aber egal. Muss wohl mit dem Schließwinkel zusammenhängen, denn je größer der Kontaktabstand, desto kleiner der Schließwinkel. Also stelle ich auf 0,3 mm ein. Das Polrad hat einen Durchmesser von 115 mm. Mal Pi (3,1416) macht das einen Umfang von 361,3 mm aus, entsprechend 360°. Also 1° gleich 1,0036 mm; der Einfachheit halber kann man sagen: 1 mm Umfang = 1°. Laut Werkstatthandbuch soll der Zündzeitpunkt bei 2,1 mm, bzw. 24° vor OT liegen. Entweder ich stelle den ZZP nach mm Kolbenweg ein, wofür ich mir eine Zündkerze entsprechend umgebaut habe, oder ich setze für gewöhnlich eine Gradscheibe auf die Lichtmaschine. Bei der Quickly kann man aber dafür das Polrad selbst benutzen. 24° KW-Winkel sind dann auch 24 mm am Umfang des Polrades. Ich suche mir also den genauen OT, indem ich mit meiner umgebauten Kerze als Anschlag den Kolben einmal linksdrehend und einmal rechtsdrehend gegen den Anschlag stoßen lasse und mir diese beiden Stellungen auf dem Polrad markiere. Genau in der Mitte dazwischen liegt dann ganz exakt der OT. Von diesem trage ich mit einem Bandmaß 24 mm nach links ab, da der Motor ja linksdrehend läuft. So erhalte ich den Zündzeitpunkt. Genauer geht´s nicht. Mit meiner Einstell-Kerze prüfe ich dann nochmal nach, ob 2.1 mm Kolbenweg mit den 24° Frühzündungswinkel übereinstimmen und siehe da: Es passt 100%ig übereinander.
Die Einstellkerze funktioniert folgendermaßen: Ich benutze dafür eine Kerze mit normaler Gewindelänge (kein Langgewinde).Der Isolator und die Masseelektrode werden natürlich komplett entfernt. Eine M8 Inbus-Schraube wird dann von unten her in die entkernte Kerze geschoben. Vorher wird der Schraubenkopf so weit im Durchmesser abgeschliffen, dass er gut durch das Kerzengewinde im Zylinderkopf passt. Seitlich in eine der Schlüsselflächen des 21er Sechskants habe ich vorher ein Loch in die Kerze gebohrt und ein M 4-Gewinde für eine M4 Klemmschraube reingeschnitten. Mit dieser lässt sich die Inbus-Schraube feststellen. Schraubt man jetzt das Ganze in das Kerzenloch und zieht die Klemmschraube gerade soweit an, das sich die Inbusschraube vom Kolben noch hochdrücken lässt (und nicht wieder zurück rutscht), hat man die OT Stellung. Vom Kopf der Schraube misst man dann mit einem Messschieber auf die Oberkante des 21er Sechskants der Kerze (oder Unterseite Schraubenkopf auf Unterseite Kerzengewinde und schiebt dann die Schraube um 2,1 mm tiefer nach unten (Messung wieder ganz präzise mit Messschieber). Klemmschraube jetzt gut festziehen und man erhält den genauen Anschlag für den Kolben für 2,1 mm Frühzündung nach Kolbenweg.
Einfach herzustellen und supergenau.

Schönen Abend wünscht Lonzoglunz

[Hanson]

Hallo,
um den OT festzustellen gibt es wahrscheinlich sehr viele (kreative) Konstruktionen, mit ein bischen Einfallsreichtum kriegt das auch jeder der mit der Arbeitsweise bzw Laufrichtung des Motors vertraut ist mit etwas handwerklichem Geschick hin.
Interessant finde ich deine Erkenntnisse über Umfang, bzw dessen Syncronität mit der Millimeterzahl des Umfanges zum Zündzeitpunkt. Da muß man erstmal drauf kommen...Interessanter Beitrag. Soetwas wird hier gern gelesen...
Gruß Werner

[Doppelkerz]

Hallo Lonzoglunz

Diese entkernte Zündkerzenmethode wende ich ebenfalls schon seit Jahren an.
Ich habe mir da auch etwas gebastelt und fixe Markierungen für den OT sowie den ZZP auf dem Messschieber in der Kerze angebracht.

Welche Einstellmethode bevorzugst Du denn?
Die mit dem Polschuhabriss,wo der Zündfunken am stärksten ist und somit Drehzahlfester. Besonders bei Jahrzentealten Polrädern wo es mit der Restmagnetismus nicht mehr zum besten steht!
Oder die herkömmliche Methode mit dem einstellen vom OT durch verdrehen vom Polrad und dem anschliesenden festdrehen der Schrauben von der Grundplatte hinter den Streben des Polrades.Wo man immer so ums Eck greifen muss und den Langlöchern von der Grundplatte am Endanschlag ist!

Gruss Ralf

[Lonzoglunz]

Ja Hallo erstmal, (ich weiß ja nicht, ob Sie`s wissen......)

den Restmagnetismus (in Tesla) des Polrades zu messen, bin ich leider nicht in der Lage; dazu fehlen mir die Mittel. Ich halte einfach einen Schraubenschlüssel an die Magnetschuhe und fühle dann nach Gusto die Anziehungskraft.....
Ich stelle also den ZZP zuerst mal in Grad KW-Winkel ein und kontrolliere dann mit der mm-Kolbenweg-Messung nochmal nach. Bei laufendem Motor schließe ich eine Stroboskoplampe an. Genauer geht´s ja nun wirklich nicht. Auch bei mir muss ich die Grundplatte bis zum Anschlag der Langlöcher verdrehen, um den ZZP genau einstellen zu können.
Stelle ich aber den Kontaktabstand des Unterbrechers auf 04 mm ein, dann erfolgt die Zündung früher; ich muss also den ZZP korrigieren und schon liege ich mit der Grundplatte nicht mehr am Anschlag der Langlöcher. Die Reparaturanleitung von 1955 schreibt einmal 0,2 bis 0,3 mm vor und dann, ein paar Seiten weiter, auch wieder 0,25 bis 0,35 mm. Aber wie gesagt:
Schließwinkel und Kontaktabstand stehen in Relation zueinander. Früher (vor mehr als 45 Jahren) habe ich den Unterbrecher immer auf 0,4 mm eingestellt und damit lief die Quickly einwandfrei. Ich kenne diese 0,4 mm vom VW-Käfer und von allen Motorrädern, mit denen ich bisher zu tun hatte, habe sie also einfach übernommen. Jetzt habe ich mir mal die Instandsetzungsanweisung für die Quickly runtergeladen und sehe zu meinem Erstaunen, dass hier weniger als 0,4 vorgeschrieben werden. Das muss wohl mit den anzustrebenden Schließwinkel zu tun haben.

Schönen Abend wünscht Euch Euer Lonzoglunz

[Doppelkerz]

Hallo Lonzoglunz

Ich stelle ebenfalls den Unterbrecherkontakt auf 0,4 mm ein.
Bin damit bis jetzt immer gut gefahren.

Demnächst werde ich mal die kontaktlose Zündung ausprobieren.
Hab da Zuhause noch eine liegen und provisorisch mal angebaut.
Der Zündfunken ist hellweiss.
Das heb ich mir aber für die dunkle Jahreszeit auf!

Gruss Ralf

[Lonzoglunz]

Hallo Doppelkerz,

Frage: Nennst du dich deshalb so, weil deine Quickly eine Doppelzündung hat ??? Wo, bzw. wie hast du dann die 2. Kerze untergebracht ???

Ich frage deshalb, weil ich schon meine beiden Yamahas SR 500 auf Doppelzündung umgebaut habe (Marke "Silent Hectic"). Nee, Spaß beiseite; deren Zylinderkopf bietet auch ausreichend Platz für eine zweite Kerze (mit M 10 X 1-Gewinde). Außerdem muss man dann den Zündzeitpunkt zurücknehmen, weil sich das Gemisch durch die zweite Flammenfront quasi doppelt so schnell entzündet und der Verbrennungsvorgang nur noch halb so lange dauert; also weniger Frühzündung. Wenn es dich interessiert, kann ich dir die Zusammenhänge auch gern mal vorrechnen.

Bis dahin Lonzoglunz (tunt alles, was bei "3" nicht auf den Bäumen ist; außer Kitchen Aid und Thermomix)

[Doppelkerz]

Hallo Doppelkerz,

Frage: Nennst du dich deshalb so, weil deine Quickly eine Doppelzündung hat ??? Wo, bzw. wie hast du dann die 2. Kerze untergebracht ???

Bis dahin Lonzoglunz (tunt alles, was bei "3" nicht auf den Bäumen ist; außer Kitchen Aid und Thermomix)

Hi Lonzoglunz
Ne, eine zweite Kerze hab ich auch nicht im Quickly-Zylinderkopf.Aber immer im Werkzeugkasten dabei

Der Spitzname kommt von meiner RD.
Ich hab noch eine Luftgekühlte 250er Yamaha in der Garage.

Aber zweizylindrische Quicklys gibt's tatsächlich.
Bei mir in der Gegend existiert solch ein Unikat.

Gruss Ralf

[schlumpf]

Von diesem trage ich mit einem Bandmaß 24 mm nach links ab, da der Motor ja linksdrehend läuft. So erhalte ich den Zündzeitpunkt. Genauer geht´s nicht. Mit meiner Einstell-Kerze prüfe ich dann nochmal nach, ob 2.1 mm Kolbenweg mit den 24° Frühzündungswinkel übereinstimmen und siehe da: Es passt 100%ig übereinander.

Wenn ich mit der Messuhr bei meiner Quickly N 2,1 mm Kolbenweg mache, was ja wirklich fast gar nichts ist und auch schwierig genau einzustellen, dann sind das auf dem Polrad vielleicht gerade mal vielleicht 10 mm. Irgendetwas mache ich falsch oder denke ich falsch?
Momentan habe ich es ca. 15mm vor OT eingestellt. Sie läuft super an, nur zum losfahren um auf Drehzahl zu kommen, muss ich schon etwas die Kupplung schleifen lassen. Das kann natürlich auch an der Vergasereinstellung liegen.

Zwei Bilder zur Veranschaulichung:

1. Kolben bei OT, Messuhr auf 21mm



2. Messuhr auf Nullstellung, auf dem Polrad ca. 10mm, linke Markierung zeigt 26 mm