nachdem ich bereits seit einiger Zeit stiller Leser bin, möchte ich mich nun offiziell vorstellen!
Dieter ist mein Name, bin 51 Jahre alt, angestellter Techniker, 3 Kinder.
Und seit kurzem Besitzer einer 1965er "F".
Mit der Quickly verbindet mich eine alte Geschichte, und die geht so:
Ich war 14, durch und durch besessen von Motorrädern.
Meine Eltern glaubten mir tatsächlich, als ich ihnen vorlog, so ein Fahrradähnliches Gefährt wie die Quickly dürfe man ohne Führerschein fahren...
Also habe ich an Weihnachten 1975 ein kleines Inserat in die Zeitschrift "Das MOTORRAD" gesetzt: "Suche 1a Quickly"...
Und am Vormittag des Heiligen Abends wars so weit: Für 150,- DM lieferten mir zwei verwegene Gestalten die 1954er Quickly ihres Onkels, zwar aus erster Hand, komplett und Fahrbereit, aber alles andere als "1a".
Endlich Motorisiert!!!
Und wenn ich an die glücklichsten Momente in meinem Leben denke, taucht dieser Moment mit auf: Das allererste mal FAHREN! Kupplung ziehen, Gang einlegen, Gas geben, Kupplung kommen lassen - in der Theorie und der Vorstellung hatte ich das schon tausend mal durchgespielt.
Hei, nun durfte ich das wirklich tun - es schien mir, als sei ich endlich "angekommen"!
Ihr könnt euch vorstellen, daß das mein schönstes Weihnachtsfest jemals war!
Eine Woche später zerlegte ich die Quickly dann in meinem Kinderzimmer, der Motor blieb zu und die Räder eingespeicht - der Rest bis zur letzten Schraube zerlegt, geschliffen und eher schlecht als recht mit der Sprühdose grasgrün lackiert.
Im nachhinein staune ich über die Langmut meiner Eltern, die das Treiben nicht verboten haben.
Dieser Quickly hielt ich die Treue, bis ich 18 wurde und "richtige" Motorräder fahren durfte.
Bis ich 16 wurde gab es allerdings unvermeidlich unschöne Begenungen mit der Polizei, die mich mehrfach ohne Führerschein erwischte.
In einem Fall nach einer Filmreifen Verfolgungsjagd, bei der ich versuchte, den Polizei-VW Bus hinter mir durch Flucht über einen Kinderspielplatz loszuwerden...
In der Folge brauchte ich mir über die Gestaltung meiner Wochenenden keine Gedanken mhr zu machen, denn zur Strafe waren da einige Arbeitsstunden für gemeinnützige Zwecke aufgelaufen. Schnell wurde ich als regelmäßiger Mitarbeiter eines Bad Homburger Altersheimes angesehen, der mit einem altmodischen Moped zur Arbeit kam...
Irgendwann war's dann aber so weit, ich wurde 16, bekam den 4er Führerschein und durfte endlich legal Quickly fahren!
Und das tat ich dann auch: Wohnort Bad Homburg, Schulbesuch in Frankfurt-Sachsenhausen, knapp 30 km einfach an jedem Schultag, Sommer wie Winter. Abends zur Freundin, weitere 20 km...
Die längste Fahrt führte mich in den Sommerferien mit Zelt an den Bodensee.
So kamen dann insgesamt fast 25 000 km auf dem Veigel-Tacho zusammen.
Nicht völlig ohne Ausfälle, so hatte ich eines Tages gerade eine der damals neuen Honda CB 50 niedergerungen, als mir der Sprengring des Kolbenbolzens heraussprang und mein Motor festging...
Der Schnösel auf der CB 50 fragte dann süffisant grinsend, ob er helfen könne...
Kummer machte auch die vordere Schraube der Motoraufhängung, die war großflächig herausgebrochen. Die Buchsen der Federgabel völlig verschlissen. Und dann waren da noch die eingelaufenen Radlager hinten - seinerzeit war die Ersatzteillage schlechter als heute, und die gebrachten Teile hielten meist auch nicht lange...
Mal fiel die Zündspule aus, mal wollten die Kupplungsbeläge erneuert werden.
Trotzdem blieb ich bei meiner Quickly, mochten die Kreidler und Zündapp auch noch so toll gewesen sein.
Mit 18 Jahren schien dann das Kapitel Quickly für mich beendet, und es kamen und gingen zahlreiche Motorräder von der NSU Max bis zum Kawasaki Z 1300 DFI-Gespann. Einige sind geblieben, andere nicht.
Was aus meiner ersten Quickly wurde?
Nun, ich habe den Fehler begangen, sie aufwändig zu restaurieren. Gab ein kleines Vermögen für den Lackierer und Verchromer aus, baute einen 3-Gang Motor ein und polierte, was die Leinenscheibe hergab. Schließlich stand sie in makellosem Glanz da, und war eigentlich zu schade, um damit noch zu fahren.
Jedoch: Es war nicht mehr "meine" Quickly, die zwar stets dreckig und vom Alltag gezeichnet war, dafür aber von unserer gemeinsamen Zeit erzählte. Mir schien es, als hätte ich diesem treuen Moped die Seele ausgetrieben...
So habe ich sie schließlich verkauft.
Dabei habe ich meine Quickly nie vergessen, und die glückliche Zeit mit ihr.
Und es kam, wie es kommen mußte: Eigentlich suchte ich in diesem Frühjahr im Internet eine Vespa für meinen Sohn - gekauft habe ich dann eine Quickly F, für mich...
Eine F ist es geworden wegen der tollen Hinterradfederung und Bremsen und der Möglichkeit, mit den Kindern oder meiner Partnerin herumzufahren. Eine T oder TT kam nicht in Frage, denn ich möchte den Preßblechrahmen und die Preßstahl-Gabel haben, die ja immer noch auf dem der Ur-Quickly basieren.
Bekommen habe ich eine F, die "restauriert" wurde. Viele Details sind gut - Bronzebuchsen für die Hinterradschwinge z.B., andere grottig: Alufolie im Reflektor des verrosteten Scheinwerfers und silberne Farbe auf den Felgen, Motordeckeln etc.
Kummer macht mir das Getriebe, der 2. Gang springt immer mal kurz heraus. Das Getriebeöl schien beim Kauf noch das erste zu sein - ein schwarzer Schlamm...
Aber sie fährt, und macht mir große Freude! Ohne Übertreibung: Das Ding versetzt mich wieder in die Zeit, als ich 16 war...
Und ich glaube, ich kann eine NSU Quickly mit verbundenen Augen und Ohren an ihrem Abgasduft erkennen!
Dazu kommt, daß meiner Partnerin anfängliche Skepsis gewichen ist, und ich mittlerweile oft gefragt werde, ob wir "mal eben" mit der Quickly in die Stadt oder zum Discounter fahren können.
Wohnhaft ist meine Quickly in Mannheim, und in der Gegend sind mir schon mehrfach andere Quicklys begegnet - leider immer, wenn ich selbst mit Motorrad oder Auto unterwegs war.
Nun ist meine Vorstellung länger geworden als beabsichtigt, doch beim Schreiben kommen so viele Erinnerungen hoch. Ich freue mich über dieses Forum, dem ich schon wertvolle Informationen entnehmen konnte!
Herzliche Grüße
Dieter
PS: Wie kann ich denn hier Bilder einfügen, von damals und heute...
