Meine L ist fertig
Verfasst: 27.09.2015, 18:53
Hallo allerseits,
eine Quickly bleibt ja bekanntlich selten allein, und so habe ich meiner S23 ein Schwesterchen an die Seite gestellt. Sie war mir 2010 in einem BMW-Motorradforum angeboten worden, als ich dort die Restaurierung meiner S23 präsentiert hatte. Der Standort war nicht allzuweit von mir entfernt, der Preis stimmte und so hatte ich zugeschlagen.
Das war die Ausgangsbasis:
Zustand: alles schon einmal lackiert/überstrichen, aber ziemlich komplett. Sie lief nicht, machte aber einen ordentlichen Eindruck. Fehlteile: Kleinigkeiten wie Klingel und Tachoring; falsche Griffe, falscher Kupplungshebel, Rücklicht zerbrochen.
Ich habe sie völlig demontiert, neu lackieren lassen (in original NSU Walgrau/Korallenrot), Alu- und Chromteile, soweit noch verwendbar, aufgearbeitet, übrige Metallteile blauverzinken lassen. Alle Lager und Wellendichtringe sind neu. Etliches wurde erneuert wie Felgen, Speichen, Satteldecke, Griffe, viele Gummiteile, Auspuff, Rücklicht etc.
Heute sieht sie so aus:
Besonderheiten: Der 1,3 PS Motor (Baujahr ist 1957) war mir zu schwachbrüstig. Ich habe daher einen zeitgemäßen originalen 12er Export-Vergaser (mit Tupfer) eingebaut und dazu einen 1,7 PS-Zylinderdeckel. Der Krümmer ist gekürzt. Sie passiert mit diesem Set-up problemlos die 50km/h-Marke.
Probleme bei der Restaurierung:
Die linke Seite muss wohl einmal ordentlich etwas abbekommen haben (daher auch der falsche Kupplungshebel) . Die Schwinge war verbogen, was ich erst nach dem Lackieren beim Zusammenbau festgestellt habe. Beim Richten nahm die Lackierung natürlich Schaden, was ich aber mit dem Pinsel ausbessern konnte.
Beim Zusammenbau des Motors fiel mir auf, dass am Gehäuse der Anschlag für den Bremshebel abgebrochen war. Dies hatte der Vorbesitzer damit gelöst, dass er diesen an den Seitenständer geschweiß hatte:
Dies war so gut gemacht, dass ich annahm, dass dies original war. Bei der Montage des Seitenständers musste ich aber feststellen, dass das Gewinde für die obere Befestigungsschraube, welches sich direkt im Blech des Rahmens befindet, hin war. Kein Problem - wird eben passend vorgebohrt und statt des kaputten M6-Gewindes ein M8-Gewinde eingeschnitten.
Probleme bereitete der Ständer, denn auch dort musste die 6er-Bohrung auf 8mm erweitert werden. Ein Klacks dachte ich. Aber meine Bohrer scheiterten an der Härte des Ständers. Also habe ich das Teil eingepackt und auf dem Weg zur Arbeit mit zu einem Karosseriebetrieb genommen. Auch die Fachkollegen mussten das Handtuch werfen: zu hart das Material. Man verwies mich an einen Schmied, der ebenfalls mächtig staunte, als er seinen Bohrer ruinierte. Sein Tipp führte mich schließlich zu einem Hersteller von Zahnrädern, der das Loch auf +8mm aufspindelte.
Doch irgendwie wollte der neue Bremszug nicht passen. Beim Vergleich mit Fotos einer originalen L sah ich dann, dass der Ständer manipuliert war. Das Aufschweißen des Bremshebelanschlags hatte ihn vermutlich so extrem gehärtet. Also neuen Ständer gekauft und montiert und ebenso - hier über das Forum - einen neuen Motorgehäusedeckel mit intaktem Anschlag.
Das nächste Problem bestand darin, dass die Tretlagerwelle zu stamm saß. Sie war stark angelaufen und wurde zusammen mit dem Abstandsrohr erneuert. Besserung trat jedoch nicht ein. Ursache waren nicht originale Kurbelarme, die breiter waren, als nötig und dadurch die Klemmung verursachten. Da muss man erst mal hinter kommen.
In der Nachbetrachtung waren dies alles Folgen eines Schadens auf der linken Seite.
Zuguterletzt streikte auch noch der Tacho, ebenso wie ein zwischenzeitlich erworbenes Ersatzteil. Die Ursache hierfür war simpel: Die Mitnehmer des Antriebs waren verbogen und dadurch nicht richtig eingerastet. Das ließ sich leicht beheben und jetzt ist alles gut.
Die L geht wie die Sau und ist jederzeit dazu in de rLage, nicht nur dem Fahrer, sondern auch allen, die sie sehen, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das ist herrlich. Jetzt habe ich die Wahl der Qual und versuche, beide Quicklys gleichzubehandeln.
Beste Grüße
Peter