Quickly S Motor "knallt" beim Starten

[oldtimerbergsteiger]

Hallo Dieter,
zunächst vielen Dank für Deine für mich sehr wichtigen Hinweise. Als ich das von mir Wiedergegebene damals hörte, verstand ich anfänglich nur Bahnhof. Im Laufe der Zeit kam ich aber darauf, was der alte Herr im Wesentlichen meinte. Insbesondere wenn ich seine Aussagen auf die Quickly übertrage.
Wie Du war ich der Auffassung, dass der Druck ins Kurbelgehäuse entweicht. Einen Zusammenhang mit dem Vergaser konnte ich wie Du ebenfalls nicht herstellen. Wo aber kommt dann der Druck her, der - wie oben beschrieben - sogar den Ansaugschlauch abgesprengt hat?
Mag es sein wie es will: Gestehen wir unseren Quicklies solche kleinen Unzulänglichkeiten einfach zu, wenn es ihnen sonst gut geht und sie uns Freude machen.
Beste Grüße
Günter

[seitwaerts]

Moin!

Da klinke ich mich mal ein, und hoffe, das Thema ein wenig beleuchten zu können.

Wenn Du einen kalten Motor startest, der eine Weile stand, so über Nacht, dann hast Du beim ersten Starten den Effekt, dass Benzin aus dem Gemisch an den kalten Ansaugwegen und Zylinderwänden niederschlägt, und nicht mehr für die Verbrennung zur Verfügung steht. U.a. deswegen braucht es zum Starten eine Gemischanreicherung. Das niedergeschlagenen Benzin stört dabei den (noch schwachen) Ölfilm, deswegen ist Kurzstreckenbetrieb so tödlich für die Maschinen...
Reicht diese Anreicherung nicht aus, oder ist erst gar keine vorhanden, befindet sich zum Zündzeitpunkt im Brennraum ein stark abgemagertes Gemisch, das (bedingt durch den erheblichen Sauerstoffüberschuss) mit wesentlich höherer Geschwindigkeit durchbrennt, als ein einigermassen stöchiometrisches Gemisch.
Das kommt dabei durchaus auf Überschallgeschwindigkeit, wie man es auch bei einem klopfenden/ klingelnden Motor vorfindet.
Der Zündzeitpunkt findet im Bereich vom Schliessen des Einlassventils/ Überströmkanals statt (die Steuerzeiten, mithin Öffnungszeiten und -querschnitte wurden im Lauf der Zeit immer grösser, weil die Literleistung und die Drehzahlen stiegen, und damit sonst das Gemisch garnicht mehr ausreichend hätte zugeführt werden können. Dann ist u.U. der Einlass sogar noch weit offen!)

Es kann also tatsächlich vorkommen, das das schon entzündete Gemisch in Richtung Vergaser (beim schlitzgesteuerten Zweitakter geht es dann durch das ganze Kurbelgehäuse) durchpfeift, und dort für die genannten Auslösungserscheinungen im Luftfilter oder zwischengebauten Elementen sorgt.

Wer das ganz genau nachvollziehen möchte, dem empfehle ich den Helmut Hütten "Schnelle Motoren"
Den sollte sowieso jeder Motorenfan gelesen haben


Grysze aus der Südpfalz, Volker

[oldtimerbergsteiger]

Hallo Volker,
der Hinweis auf den Hütten ist sicherlich angebracht, obgleich Viele des Preises wegen eine Anschaffung scheuen. Hütten schweigt sich aber darüber aus, was mit den Gasen aus dem Verbrennungsraum passiert, die im Kurbelbetrieb landen. Ein kurzes Beispiel.
Auf einem Schrauberlehrgang (Thema. Einbau von Kolbenringen) musste ich erleben, wie der "Experte" dazu riet, vor dem Einbau von Kolbenringen deren Sitz zunächst von Rückständen zu reinigen. Wohl eine Selbstverständlichkeit! Sein Vorschlag aber: Schleifpapier, zunächst "etwas gröberes" (sein Vorschlag: 200er), danach mit Papier "Polierkornqualität nacharbeiten". Ich ließ ihn gewähren, es war schließlich nicht mein Motor. Als er den ersten Kolben "beringt" hatte (Zweizylinder), griff ich zur Schieblehre. Der große Meister hatte fast zwei Zehntel am Sitz abgehobelt und das Flankenspiel des Kolbenrings um fast ein Zehntel vergrößert. Trotz neuer Kolbenringe war die Kompression im Zylinder mit noch nicht misshandelten Kolben um nahezu ein Viertel besser. Ergo gehen auch fast 25 % Gas in den Kurbelraum. Meine Frage wäre, was damit passiert. Hast Du eine Idee?
Grüße aus Nordbaden
Günter

[quickly59]

Hallo,

ich denke ich habe mein Problem mit dem schlechten Anspringen gelöst. (siehe Beiträge vom 3.7. und 4.7.)
Die bei der Motorrevision erneuerte Zündspule war leider "krumm", sodass sich an einer Seite der Zündspule ein deutlich zu großer Abstand zwischen den Magneten des Polrads und der Metallfläche der Zündspule ergab (geschätzt 1-2 mm). Ich hatte noch eine Zündspule aus einem Teileträger-Motor, die nach Einbau und ohne jegliche Korrekturen ein Spaltmaas von wenigen 1/10 mm zwischen Magneten und Spule ergab.
Zwischen Zylinderkopf und Zündkabel hat sie jetzt wieder einen richtig "knackigen" Funken. Ob sie jetzt dauerhaft besser anspringt, muss sich im nächsten Frühjahr zeigen.

Leider muss ich sagen, dass die Motorrevision nicht wirklich optimal gelaufen ist, da darüber hinaus auch noch der rechte Kurbelwellensimmering (tropft raus) und der Schaltwellensimmering (sitz schief, nur leichte Leckage) undicht sind.

Grüße

Dieter