Die Geschichte meiner Quickly 23
Verfasst: 01.02.2013, 20:55
Hallo allerseits,
seit fast 3 Jahren ist sie fertig - die NSU Quickly, die meine kleine Schwester damals gebraucht von unserem Opa geschenkt bekommen hat. Rike ist damit zur Schule gefahren, aber nicht nur. Das letzte Versicherungskennzeichen stammt aus dem Jahr 1984. Da war Rike immerhin schon 23.

Seit dieser Zeit hatte die Quickly heftig vor sich hingerostet. Zunächst in Rikes feuchter Garage, dann - nachdem ich sie für meine Hilfe beim Umzug geschenkt bekommen hatte - in der nicht weniger feuchten Waschküche bei mir im Keller.
Anfang der Neunziger habe ich sie dann gereinigt und zerlegt. Das war kein großes Werk und hat maximal einen Samstagnachmittag beansprucht. Etliche Teile habe ich damals auch gleich schon auf Vordermann gebracht, insbesondere alles das, was man mit Schleifen, Grundieren und Felgensilber oder nur mit Polieren wieder hinbekommen konnte. Die verrotteten Räder habe ich gegen generalüberholte - natürlich gegen Zahlung eines Aufpreises – eingetauscht. Ein Rentner in der Nähe von Mainz hatte sich auf dieses Thema spezialisiert; ich war in einer Oldtimerzeitschrift auf ihn aufmerksam geworden.

Der größte Brocken aber war und blieb lange Zeit die Lackierung. Ich schwankte zwischen Selbermachen und Machenlassen, zwischen Kompressor und Spraydose. Es sollte ja auch nicht zu teuer werden. Darüber vergingen Jahre, wobei die Teile jetzt im klimatisch günstigeren Heizungskeller lagerten - beinahe 20 Jahre lang. Ein Szenario, das nicht untypisch ist für viele Fahrzeugrestaurierungen. Ab da verzweigt sich dann der weitere Verlauf: Verkauf in Teilen oder Überwindung der letzten Schwelle.

Ich entschied mich für die Variante zwei. Auslöser war ein Tipp von meinem genialen Harley-Schrauber, der über vier Meisterbriefe verfügt (!) und immer eine Lösung findet. Er vermittelte mir den Lackierer. Dort gab ich die Teile - so wie sie waren - ab und erhielte sie gut eine Woche zu einem fairen Preis später in jeder Hinsicht makellos lackiert zurück. Der Anblick diese Teile, schöner als neu, spannte die Antriebsfeder in mir zur Überwindung der Restarbeiten.
Das Schöne an der Quickly als Erstlingswerk für einen unerfahrenen Restaurator sind folgende Merkmale: Hohe Auflage, einfache und robuste Technik, die Tatsache, dass alle Teile - neu oder als Nachfertigung - für relativ kleines Geld zu bekommen sind und dieses fachkundige und stets hilfsbereite Internet-Forum.

Die Liste der benötigten Teile, darunter Lenker, Sattelstütze, Auspuff, alle Züge und viele Kleinteile war schnell erstellt. Sicherheitshalber habe ich auch den Motor (Kurbelwelle, Pleuel und Kolben konnten blieben aller) zerlegt. Zwei Getriebelager waren fest und mussten erneuert werden. Dabei habe ich gleich auch alle Dichtungen und Simmerringe erneuert. Das alles im beheizten Keller, schön entspannt und von Radiosendungen begleitet.

Ein paar besondere Erlebnisse gab es natürlich auch. Als der Motor revidiert und wieder zusammengebaut vor mir lag, hatte doch ich doch glatt eine Schraube übrig. Klar, dass da der Puls erst einmal hochging. Akribisches Studieren des Werkstatthandbuchs erbrachte ebenso wenig den erwünschten Aufschluss wie eine Durchsicht der Teileliste. Selbst dieses Forum wusste keinen Rat. Also wurde der Motor wieder zerlegt. Ohne neue Erkenntnis. Das hat mich fast wahnsinnig gemacht. Der dann gefasste Beschluss, erst einmal alles weiter zu bauen, erbrachte schließlich das Ergebnis: Die Schraube hält die Halterung am Motor, die den Hauptständer während der Fahrt in der Waagerechten fixiert. Unendlich gefummelt habe ich, bis ich den Schalter mit Schaltplatte, Schleifer, Feder, Federscheibe und Splint im Scheinwerfergehäuse platziert hatte. Später fand ich heraus, dass es zwei unterschiedliche Schaltknebel gibt. Meiner hat den kurzen Vierkant des Urmodells, gebraucht hätte ich eigentlich die lange Ausführung.

Am Ende stand sie da – fast wie neu. Wohlbehütet im Hobbykeller. Mit der Luftpumpe, die ich mir von meinen Eltern zu Weihnachten habe schenken lassen, als i-Tüpfelchen. Eine kleine Design-Ikone der frühen Sechziger. Und weil sie so schön war, traute ich mich nicht, sie nach draußen zu tragen, um sie auszuprobieren. Ich wollte mit die Enttäuschung ersparen, für den Fall, dass sie nicht laufen würde.

Meine Tochter Mona hatte allerdings etwas dagegen. Sie – inzwischen auch schon fast 20 Jahre alt – hatte immer gehofft, es einmal im Alter von 16 meiner Schwester gleichtun zu können und die Quickly für die Fahrt zur Schule nutzen zu können. Mein Widerspruch war zwecklos. Also holte ich sie nach oben in unsere Garageneinfahrt, lernte, dass es die Zweitaktsäulen an den Tankstellen nicht mehr gibt und mischte mir den Cocktail aus 25 Teilen Sprit und einem Teil Zweitaktöl selbst. Jetzt wurde es spannend. Benzinhahn öffnen, Kaltstartschieber eindrücken, Dekompressionshebel ziehen und die Tretkurbel in Fahrtrichtung bewegen. "Papa", ertönte ein Ruf aus sicherer Entfernung, "da läuft was über". "Das ist Benzin, Mona. Wenn der Motor gleich anspringt, hört das von selbst wieder auf", antwortete ich und trat wie ein Radrennfahrer bei der Bergwertung in die Kurbel. "Papa", jetzt deutlich lauter, ja geradezu panisch, "die Quickly brennt". Und in der Tat – der Sprit war in Richtung Lichtmaschine gesickert, hatte dort einen hübschen Funken abbekommen und das getan, was man von ihm in dieser Situation erwarten konnte. Ich pustete wie ein Geisteskranker, und hatte damit Erfolg. Der Lack, den ich in meiner Panik vor meinem geistigen Auge schon abfackeln sah, war heil geblieben.


Ich schloss den Benzinhahn, holte Werkzeug und öffnete die Schwimmerkammer (wozu ich vorher zu faul war). Kleine Ursache, fatale Wirkung: ich hatte die Nadel verkehrt herum eingesetzt. Minuten später der zweite Versuch, der sofort Glückshormone freisetzte. Die Quickly sprang sofort an und schnurrte wie am ersten Tag.




An die erste kleine Runde schlossen sich in den kommenden Wochen immer längere Ausfahrten an. Letzte Einstellungen brachten inzwischen das Optimum. Die "rehbraune" Farbe der Zündkerze, die bei einem Elektrodenabstand von 0,7mm nicht mehr "popelt", ist ein eindeutiger Indikator. Es macht Spaß mit dem Moped über die Dörfer zu fahren. Immer Vollgas und mit einer Kurventechnik, die sicherstellt, dass die kurveninnere Pedale immer im OT steht – so wie früher, als aller einmal angefangen hat, was heute noch so viel Spaß macht. Die Quickly ist für mich zudem eine Alternative zur BMW und zur Harley, die ich außerdem fahre. Ergänzend hierzu sieht noch eine Quickly L in meinem Heizungskeller Ihrer Wiederauferstehung entgegen.


seit fast 3 Jahren ist sie fertig - die NSU Quickly, die meine kleine Schwester damals gebraucht von unserem Opa geschenkt bekommen hat. Rike ist damit zur Schule gefahren, aber nicht nur. Das letzte Versicherungskennzeichen stammt aus dem Jahr 1984. Da war Rike immerhin schon 23.

Seit dieser Zeit hatte die Quickly heftig vor sich hingerostet. Zunächst in Rikes feuchter Garage, dann - nachdem ich sie für meine Hilfe beim Umzug geschenkt bekommen hatte - in der nicht weniger feuchten Waschküche bei mir im Keller.
Anfang der Neunziger habe ich sie dann gereinigt und zerlegt. Das war kein großes Werk und hat maximal einen Samstagnachmittag beansprucht. Etliche Teile habe ich damals auch gleich schon auf Vordermann gebracht, insbesondere alles das, was man mit Schleifen, Grundieren und Felgensilber oder nur mit Polieren wieder hinbekommen konnte. Die verrotteten Räder habe ich gegen generalüberholte - natürlich gegen Zahlung eines Aufpreises – eingetauscht. Ein Rentner in der Nähe von Mainz hatte sich auf dieses Thema spezialisiert; ich war in einer Oldtimerzeitschrift auf ihn aufmerksam geworden.

Der größte Brocken aber war und blieb lange Zeit die Lackierung. Ich schwankte zwischen Selbermachen und Machenlassen, zwischen Kompressor und Spraydose. Es sollte ja auch nicht zu teuer werden. Darüber vergingen Jahre, wobei die Teile jetzt im klimatisch günstigeren Heizungskeller lagerten - beinahe 20 Jahre lang. Ein Szenario, das nicht untypisch ist für viele Fahrzeugrestaurierungen. Ab da verzweigt sich dann der weitere Verlauf: Verkauf in Teilen oder Überwindung der letzten Schwelle.

Ich entschied mich für die Variante zwei. Auslöser war ein Tipp von meinem genialen Harley-Schrauber, der über vier Meisterbriefe verfügt (!) und immer eine Lösung findet. Er vermittelte mir den Lackierer. Dort gab ich die Teile - so wie sie waren - ab und erhielte sie gut eine Woche zu einem fairen Preis später in jeder Hinsicht makellos lackiert zurück. Der Anblick diese Teile, schöner als neu, spannte die Antriebsfeder in mir zur Überwindung der Restarbeiten.
Das Schöne an der Quickly als Erstlingswerk für einen unerfahrenen Restaurator sind folgende Merkmale: Hohe Auflage, einfache und robuste Technik, die Tatsache, dass alle Teile - neu oder als Nachfertigung - für relativ kleines Geld zu bekommen sind und dieses fachkundige und stets hilfsbereite Internet-Forum.

Die Liste der benötigten Teile, darunter Lenker, Sattelstütze, Auspuff, alle Züge und viele Kleinteile war schnell erstellt. Sicherheitshalber habe ich auch den Motor (Kurbelwelle, Pleuel und Kolben konnten blieben aller) zerlegt. Zwei Getriebelager waren fest und mussten erneuert werden. Dabei habe ich gleich auch alle Dichtungen und Simmerringe erneuert. Das alles im beheizten Keller, schön entspannt und von Radiosendungen begleitet.

Ein paar besondere Erlebnisse gab es natürlich auch. Als der Motor revidiert und wieder zusammengebaut vor mir lag, hatte doch ich doch glatt eine Schraube übrig. Klar, dass da der Puls erst einmal hochging. Akribisches Studieren des Werkstatthandbuchs erbrachte ebenso wenig den erwünschten Aufschluss wie eine Durchsicht der Teileliste. Selbst dieses Forum wusste keinen Rat. Also wurde der Motor wieder zerlegt. Ohne neue Erkenntnis. Das hat mich fast wahnsinnig gemacht. Der dann gefasste Beschluss, erst einmal alles weiter zu bauen, erbrachte schließlich das Ergebnis: Die Schraube hält die Halterung am Motor, die den Hauptständer während der Fahrt in der Waagerechten fixiert. Unendlich gefummelt habe ich, bis ich den Schalter mit Schaltplatte, Schleifer, Feder, Federscheibe und Splint im Scheinwerfergehäuse platziert hatte. Später fand ich heraus, dass es zwei unterschiedliche Schaltknebel gibt. Meiner hat den kurzen Vierkant des Urmodells, gebraucht hätte ich eigentlich die lange Ausführung.

Am Ende stand sie da – fast wie neu. Wohlbehütet im Hobbykeller. Mit der Luftpumpe, die ich mir von meinen Eltern zu Weihnachten habe schenken lassen, als i-Tüpfelchen. Eine kleine Design-Ikone der frühen Sechziger. Und weil sie so schön war, traute ich mich nicht, sie nach draußen zu tragen, um sie auszuprobieren. Ich wollte mit die Enttäuschung ersparen, für den Fall, dass sie nicht laufen würde.

Meine Tochter Mona hatte allerdings etwas dagegen. Sie – inzwischen auch schon fast 20 Jahre alt – hatte immer gehofft, es einmal im Alter von 16 meiner Schwester gleichtun zu können und die Quickly für die Fahrt zur Schule nutzen zu können. Mein Widerspruch war zwecklos. Also holte ich sie nach oben in unsere Garageneinfahrt, lernte, dass es die Zweitaktsäulen an den Tankstellen nicht mehr gibt und mischte mir den Cocktail aus 25 Teilen Sprit und einem Teil Zweitaktöl selbst. Jetzt wurde es spannend. Benzinhahn öffnen, Kaltstartschieber eindrücken, Dekompressionshebel ziehen und die Tretkurbel in Fahrtrichtung bewegen. "Papa", ertönte ein Ruf aus sicherer Entfernung, "da läuft was über". "Das ist Benzin, Mona. Wenn der Motor gleich anspringt, hört das von selbst wieder auf", antwortete ich und trat wie ein Radrennfahrer bei der Bergwertung in die Kurbel. "Papa", jetzt deutlich lauter, ja geradezu panisch, "die Quickly brennt". Und in der Tat – der Sprit war in Richtung Lichtmaschine gesickert, hatte dort einen hübschen Funken abbekommen und das getan, was man von ihm in dieser Situation erwarten konnte. Ich pustete wie ein Geisteskranker, und hatte damit Erfolg. Der Lack, den ich in meiner Panik vor meinem geistigen Auge schon abfackeln sah, war heil geblieben.


Ich schloss den Benzinhahn, holte Werkzeug und öffnete die Schwimmerkammer (wozu ich vorher zu faul war). Kleine Ursache, fatale Wirkung: ich hatte die Nadel verkehrt herum eingesetzt. Minuten später der zweite Versuch, der sofort Glückshormone freisetzte. Die Quickly sprang sofort an und schnurrte wie am ersten Tag.




An die erste kleine Runde schlossen sich in den kommenden Wochen immer längere Ausfahrten an. Letzte Einstellungen brachten inzwischen das Optimum. Die "rehbraune" Farbe der Zündkerze, die bei einem Elektrodenabstand von 0,7mm nicht mehr "popelt", ist ein eindeutiger Indikator. Es macht Spaß mit dem Moped über die Dörfer zu fahren. Immer Vollgas und mit einer Kurventechnik, die sicherstellt, dass die kurveninnere Pedale immer im OT steht – so wie früher, als aller einmal angefangen hat, was heute noch so viel Spaß macht. Die Quickly ist für mich zudem eine Alternative zur BMW und zur Harley, die ich außerdem fahre. Ergänzend hierzu sieht noch eine Quickly L in meinem Heizungskeller Ihrer Wiederauferstehung entgegen.

