Neu hier: Die vermutlich längste Restaurierung der Welt
Verfasst: 27.07.2014, 07:32
Guten Tag zusammen,
meine Eltern haben mir beigebracht, sich erst einmal vorzustellen, wenn man neu ist, also fange ich mal an: Thomas, 40+, vom linken Niederrhein
Weil das hier eine ziemlich lange Geschichte wird, will ich vorab mal die Eckdaten anführen. Wem es dann zu langweilig wird, kann ja sofort zu den Bildern runter scrollen...
Also:
Quickly S23
Baujahr 62
Beginn der Restauration: 1994
Fertigstellung: 2014
Die Quickly, um die es hier geht, kenne ich schon ewig. Als meine Freunde und ich im zarten Mofaalter von 15 mit Zündapp Bergsteiger, ZD 20 und Kreidler Flory unterwegs waren, hatte einer unserer Freunde eine Quickly. Wir Mofa-Rocker waren immer ziemlich eifersüchtig, weil der ja 40 fahren konnte und das mit Mofa-Optik. Irgendwann lief die Quickly dann nicht mehr und mein Weg ging weiter über Supercombinette, Vespa 50 hin zu Autos wie Goggo Coupe, Ford 12m und zu Motorrädern wie DKW RT 125 oder Zündapp KS 175
Viele Jahre später, ich hatte gerade meine Frau geheiratet, fragte mein alter Kumpel, ob ich nicht die Quickly haben wollte. Er würde die sowieso nie mehr zusammen kriegen und ich wäre ja mehr der Mann für so hoffnungslose Fälle ... Da der Kaufpreis auch ziemlich attraktiv war (eine Kiste Bier, die wir gemeinsam trinken wollten), habe ich natürlich sofort zugegriffen und die Sammlung von Teilen abgeholt.
Der Zustand war ziemlich bemitleidenswert: weitestgehend zerlegt, nur zu 80 % komplett, verbastelt, vermurkst und mit dem Pinsel angemalt. Die Teile, die vorhanden waren, waren restlos verschlissen und der Rest fehlte. Im Grunde hätte man damals die paar Teile, die nicht im Eimer waren, auf dem nächsten Teilemarkt verhökern müßen (Ebay gab's noch nicht). Aber weil ich diese Quickly halt immer schon kannte und weil es damals schon eine Firma Krippl gab, habe ich zusammen mit meiner Frau angefangen. Fotos vom Ursprungszustand gibt's leider keine. Digitalfotographie kam eben auch erst später ...
Die Blechteile wurden gestrahlt, danach war dann die ganze Misere ersichtlich: Rahmen und Gabel o.k., Schutzbleche eine Katasstrophe: Jede Menge Risse, Rost usw. Also schweissen, spachteln, grundieren, lackieren. An dieser Stelle muß ich mich dann wohl auch für den gewählten Farbton entschuldigen: Das war eben 1994 so. Damals fanden wir das richtig schick ! Heute würde ich wohl das orginale Blau nehmen ...
Nachdem die Lackierarbeiten abgeschlossen waren, passierte: Nichts.
Irgendwie waren wir immer wieder mit anderen Projekten beschäftigt (Kinder, Haus, Autos und Motorräder siehe oben), dass die Quickly auf der Prioritätenliste immer wieder runter rutschte...
Der nächste Schub kam dann genau 10 Jahre später, also 2004. Die frisch lackierten Teile wurden so langsam zu einem Moped zusammen gefügt, selbstverständlich mit neuen Lenkkopflagern usw
Die ziemlich stark verrosteten Felgen wurden erst einmal lackiert und dann stand die Gute auch schon wieder auf eigenen Rädern. Und weil es so schön war, haben wir dann direkt die nächste Pause von 10 Jahren gemacht ...
Winter 2014: Da habe ich mir dann vorgenommen, jetzt endlich das Langzeitprojekt Quickly abzuschliessen. Also Technik überholen: Der Motor ... Unvorstellbar, dass der überhaupt gelaufen ist. Nicht eine einzige Anlaufscheibe drin, Pleuellager mit riesigem Höhenspiel, Kolbenringe verschlissen, Kupplung völlig fertig. Zylinder und Kolben allerdings ohne Riefen und verwendbar.
Also eine neue Kurbelwelle, Kolbenringe, Kupplungsbeläge, diverse Anlauf- und Distanzscheiben geordert, Lager und Dichtungen sowieso. Der Zusammenbau ging dann mehr oder weniger reibunglos vonstatten, wobei ich zugeben muß, dass ich den Motor schon 2 mal aufmachen mußte, weil ich dann doch wieder etwas vergessen hatte
Die eigentlich Endmontage mußte dann auch immer wieder unterbrochen werden, weil irgendwelche Kleinteile fehlten. Und da muß ich mal ein ganz dickes Dankeschön an das Krippl-Team schicken, die ich mit Sicherheit mit meinen ganzen Kleinbestellungen bis zur Weissglut gebracht habe ...
Irgendwann war es dann aber doch so weit, dass ich den Motor anwerfen konnte und nach einigen Feineinstellungen die erste Probefahrt nach ca. 30 Jahren machen konnte ...
Mittlerweile läuft sie ganz schön, springt sofort an und erreicht eine Höchstgeschwingigkeit von ca, 43,5 km/h. Sicherlich muß ich noch mal etwas Fein-Tuning betreiben, sie läuft wohl noch etwas fett. Ausserdem scheint die Entlüftung im Tankdeckel nicht ganz frei zu sein und ich denke, dass ich die Zündung noch mal nachstellen werde. Aber das sind alles eher Kleinigkeiten. Irgendwann bekommt sie dann noch mal einen neuen Chromring am Scheinwerfer, einen neuen Auspuff und vielleicht auch Chromfelgen. Aber das stört mich im Moment eigentlich gar nicht so sehr, Hauptsache, sie ist wieder auf der Strasse!
Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu sehr gelangweilt, hier kommen die versprochenen Bilder:
Viele Grüße
Thomas
meine Eltern haben mir beigebracht, sich erst einmal vorzustellen, wenn man neu ist, also fange ich mal an: Thomas, 40+, vom linken Niederrhein
Weil das hier eine ziemlich lange Geschichte wird, will ich vorab mal die Eckdaten anführen. Wem es dann zu langweilig wird, kann ja sofort zu den Bildern runter scrollen...
Also:
Quickly S23
Baujahr 62
Beginn der Restauration: 1994
Fertigstellung: 2014
Die Quickly, um die es hier geht, kenne ich schon ewig. Als meine Freunde und ich im zarten Mofaalter von 15 mit Zündapp Bergsteiger, ZD 20 und Kreidler Flory unterwegs waren, hatte einer unserer Freunde eine Quickly. Wir Mofa-Rocker waren immer ziemlich eifersüchtig, weil der ja 40 fahren konnte und das mit Mofa-Optik. Irgendwann lief die Quickly dann nicht mehr und mein Weg ging weiter über Supercombinette, Vespa 50 hin zu Autos wie Goggo Coupe, Ford 12m und zu Motorrädern wie DKW RT 125 oder Zündapp KS 175
Viele Jahre später, ich hatte gerade meine Frau geheiratet, fragte mein alter Kumpel, ob ich nicht die Quickly haben wollte. Er würde die sowieso nie mehr zusammen kriegen und ich wäre ja mehr der Mann für so hoffnungslose Fälle ... Da der Kaufpreis auch ziemlich attraktiv war (eine Kiste Bier, die wir gemeinsam trinken wollten), habe ich natürlich sofort zugegriffen und die Sammlung von Teilen abgeholt.
Der Zustand war ziemlich bemitleidenswert: weitestgehend zerlegt, nur zu 80 % komplett, verbastelt, vermurkst und mit dem Pinsel angemalt. Die Teile, die vorhanden waren, waren restlos verschlissen und der Rest fehlte. Im Grunde hätte man damals die paar Teile, die nicht im Eimer waren, auf dem nächsten Teilemarkt verhökern müßen (Ebay gab's noch nicht). Aber weil ich diese Quickly halt immer schon kannte und weil es damals schon eine Firma Krippl gab, habe ich zusammen mit meiner Frau angefangen. Fotos vom Ursprungszustand gibt's leider keine. Digitalfotographie kam eben auch erst später ...
Die Blechteile wurden gestrahlt, danach war dann die ganze Misere ersichtlich: Rahmen und Gabel o.k., Schutzbleche eine Katasstrophe: Jede Menge Risse, Rost usw. Also schweissen, spachteln, grundieren, lackieren. An dieser Stelle muß ich mich dann wohl auch für den gewählten Farbton entschuldigen: Das war eben 1994 so. Damals fanden wir das richtig schick ! Heute würde ich wohl das orginale Blau nehmen ...
Nachdem die Lackierarbeiten abgeschlossen waren, passierte: Nichts.
Irgendwie waren wir immer wieder mit anderen Projekten beschäftigt (Kinder, Haus, Autos und Motorräder siehe oben), dass die Quickly auf der Prioritätenliste immer wieder runter rutschte...
Der nächste Schub kam dann genau 10 Jahre später, also 2004. Die frisch lackierten Teile wurden so langsam zu einem Moped zusammen gefügt, selbstverständlich mit neuen Lenkkopflagern usw
Die ziemlich stark verrosteten Felgen wurden erst einmal lackiert und dann stand die Gute auch schon wieder auf eigenen Rädern. Und weil es so schön war, haben wir dann direkt die nächste Pause von 10 Jahren gemacht ...
Winter 2014: Da habe ich mir dann vorgenommen, jetzt endlich das Langzeitprojekt Quickly abzuschliessen. Also Technik überholen: Der Motor ... Unvorstellbar, dass der überhaupt gelaufen ist. Nicht eine einzige Anlaufscheibe drin, Pleuellager mit riesigem Höhenspiel, Kolbenringe verschlissen, Kupplung völlig fertig. Zylinder und Kolben allerdings ohne Riefen und verwendbar.
Also eine neue Kurbelwelle, Kolbenringe, Kupplungsbeläge, diverse Anlauf- und Distanzscheiben geordert, Lager und Dichtungen sowieso. Der Zusammenbau ging dann mehr oder weniger reibunglos vonstatten, wobei ich zugeben muß, dass ich den Motor schon 2 mal aufmachen mußte, weil ich dann doch wieder etwas vergessen hatte
Die eigentlich Endmontage mußte dann auch immer wieder unterbrochen werden, weil irgendwelche Kleinteile fehlten. Und da muß ich mal ein ganz dickes Dankeschön an das Krippl-Team schicken, die ich mit Sicherheit mit meinen ganzen Kleinbestellungen bis zur Weissglut gebracht habe ...
Irgendwann war es dann aber doch so weit, dass ich den Motor anwerfen konnte und nach einigen Feineinstellungen die erste Probefahrt nach ca. 30 Jahren machen konnte ...
Mittlerweile läuft sie ganz schön, springt sofort an und erreicht eine Höchstgeschwingigkeit von ca, 43,5 km/h. Sicherlich muß ich noch mal etwas Fein-Tuning betreiben, sie läuft wohl noch etwas fett. Ausserdem scheint die Entlüftung im Tankdeckel nicht ganz frei zu sein und ich denke, dass ich die Zündung noch mal nachstellen werde. Aber das sind alles eher Kleinigkeiten. Irgendwann bekommt sie dann noch mal einen neuen Chromring am Scheinwerfer, einen neuen Auspuff und vielleicht auch Chromfelgen. Aber das stört mich im Moment eigentlich gar nicht so sehr, Hauptsache, sie ist wieder auf der Strasse!
Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu sehr gelangweilt, hier kommen die versprochenen Bilder:
Viele Grüße
Thomas